Zur Ausstellung
Bewegte Stille
Neue Skulpturen von Bettina Thierig
In der Ausstellung werden Skulpturen aus verschiedenen Werkgruppen Thierigs kombiniert mit Gedichten gezeigt.
Thierig, die in den letzten Monaten ein Stipendium am Hanse-Wissenschaftskolleg hatte zeigt eine Vielfalt neuer Skulpturen, die zum größten Teil dort entstanden sind aber auch die Modelle der Moislinger Gruppe, ein großes farbiges Figurenensemble aus Stein, das im Juni auf einem Moislinger Häuserdach aufgestellt wurde, eine Auftragsarbeit der TRAVE.
Die heiter wirkende Figurengruppe zeigt eine aufeinander gerichtete Bewegungsdynamik, die durch den stark farbigen, nicht illustrativen Farbauftrag noch verstärkt wird.
Eine weitere Gruppe von Skulpturen sind die Brachiopoden. Still und auf sich selbst bezogen stehen sie auf Sockeln entlang der linken Seite des Galerieraumes. Es handelt sich hier um Variationen der Formenwelt von fossilen Lebewesen, die es bereits seit 570 Millionen Jahren gibt. Thierig berichtet: „Ich sah im Berliner Naturkundemuseum zufällig eine 2 cm kleine Versteinerung dieser muschelähnlichen symmetrischen Wesen mit ihrer kleinen Öffnung und war sofort fasziniert. Ich stelle diese von mir erfundenen, aber an die Formenwelt der Brachiopoden angelehnten Wesen, gerne zusammen mit Figuren aus, machen sie doch durch ihre etwas uneindeutige Art auch darauf aufmerksam, dass die anderen Figuren nicht nur Wesen, sondern auch Gegenstand sind.“
Eine andere Werkgruppe sind die Schiffe, die entlang der rechten Wand der Galerie zu fließen scheinen. Es gibt kleine Schiffe aus Bronze und Schiffe aus verschiedenen Steinarten. Vor zwei Jahren gab es eine deutsch-dänische Zusammenarbeit im Rahmen eines Mikrolink- Projektes. Hier war Thierig aufgefordert sich mit dänischer Kultur und dem Austausch von deutscher und dänischer Kultur zu beschäftigen. Dabei stieß sie auf das Thema Schiffe, als Medium, als Gegenstand, als Bote und Informationsträger und auch als räumliche und soziale Situation, wenn während der Überfahrt eine Gruppe von Menschen aufeinander angewiesen ist und nur untereinander kommunizieren kann.
In den letzten Jahren hat das Bild des Bootes allerdings viel von seiner schützenden Eigenschaft verloren, ist es doch allgegenwärtig als Gefährdung von flüchtenden Menschen in Not in unser Bewusstsein getreten.
Die Schiffe werden durch an der Wand hängende Gedichte von Thierig zum Thema Reisen begleitet.
Die 4 langen Stein-Stelen, die nur im oberen Bereich bearbeitet sind, verkörpern in besonderer Weise den Titel der Ausstellung. Sie sind ganz Bewegung und zugleich Stille und Konzentration. Sie sehen hier eine laufende Figur, eine tanzende Figur und zwei Büsten, deren Haltung und Blickrichtung den Raum durch die Diagonale des Blocks füllt. (einmal nach links unten, einmal nach rechts oben)
In der wunderbaren Glasvitrine von Frank Siebert sehen Sie schließlich noch kleine figürliche Bronzen von Thierig, ebenfalls Bewegungssituationen, kleine Figuren stehend auf Ihren Gusskanälen, Bronzen unterschiedlich farbig gefasst, die scheinbar unbelastet von der Schwerkraft ihre Bewegungsmöglichkeiten spielerisch ausprobieren.